Die Lebenszeit meines Vaters Alfred Eden-Bant von 1898 bis 1974 war geprägt von technischem Fortschritt , der hoffen ließ auf ein leichteres großartiges Leben, und grauenvoller Zerstörung in den beiden Kriegen, die er erleben musste.
Wenn ich Geschriebenes über seine Kunst lese, dann finde ich oft so etwas wie „seine frühen Werke sind sozialkritisch“. Ich kann diese Einordnung leider nicht wirklich nachvollziehen, so habe ich nach Beispielen gesucht, die diese Aussagen belegen könnten.
Die frühe Radierung Schwimmkran, man nannte ihn „langer Heinrich“, drückt sicherlich Bewunderung aus für dieses technische Meisterwerk. Der Kran war von 1915! bis 1945 im Dienst.
Wie es sich mit seinen Radierungen von Kriegsschiffen verhielt, kann ich nur erahnen. Denkbar für mich, dass sich solche Motive gut verkaufen ließen und zu der Zeit zu seinem Unterhalt beitrugen. Eine frühe Radierung mit seiner Signatur AEden fand ich im Internet abgebildet. Offensichtlich in Postkartengröße stellt sie das Schiff „Schleswig-Holstein“ dar, an den Rand mit blauer Tinte in mir fremder Handschrift dazu geschrieben: Frohes Weihnachtsfest. Eine andere kleine Radierung, datiert 1928, zeigt ein Kriegsschiff mit den Felsen von Helgoland. Sozialkritisch? Ich mutmaße dahinter eher den Versuch, seine soziale Notlage finanziell abzumildern.
Die Radierung „Zusammenlegung Wilhelmshaven-Rüstringen“ und den nachfolgend gemalten „Wegweiser von Heppens nach Wilhelmshaven“ kann ich als Tochter, besonders durch die Datierungen, durchaus als sozialkritische Hinweise interpretieren. Spätere Ereignisse und Aufzeichnungen weisen für mich oftmals auf eine versteckte Sozialkritik hin.
Die Bilder, die den Schrecken des 2. Weltkrieges zeigen und die Zerstörungen, sind dagegen eindeutig. Stellt aber mein Vater mit seiner Radierung der beiden Inhaftierten (nach Heinrich Ehmsen) vielleicht die Schuldfrage? Ist die hagere Figur mit erklärender Geste oder ist der derb kraftstrotzende mit seiner Mimik des Nichtverstehens zu Recht in Haft? Oder sitzen gar beide zu Recht im Gefängnis? Sind die Denker die Schuldigen an schrecklichen Kriegen oder die Macher? Angeboten wurde diese Radierung auch mit dem anonymen Zusatzvermerk: Die Politiker.
Ich wünschte, ich könnte meinem Vater jetzt Fragen stellen.